Wintersemester 1997/1998
Universität Osnabrück

Einführung in die Mathematische Musiktheorie

Eine interdisziplinäre Veranstaltung der Fachbereiche Musikwissenschaft und Mathematik
in virtueller Zusammenarbeit mit dem

Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Hamburg

dem Institut für Reine Mathematik an der Humboldt-Universität Berlin

und dem Institut für Grundlagen-Forschung in der Musik (IFM), Zürich

Das Seminar wird von Dr. Joachim Stange-Elbe (Musikwissenschaft) und Dr. Matei Toma (Mathematik) geleitet.

 

Realer Veranstaltungsort
Die lokalen Seminarsitzungen finden ab dem 15. Oktober 1997 jeweils Mittwochs um 10 Uhr in Raum 309 (Schloss) statt.

Virtueller Veranstaltungsort
Zum Austausch der Teilnehmer über die lokalen Seminarsitzungen hinaus und zur Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg, dem Institut für Reine Mathematik an der Humboldt-Universität Berlin und dem Institut für Grundlagen-Forschung in der Musik (IFM) wurde eine Newsgroup eingerichtet.

Die Newsgroup dient zur Veröffentlichung und thematischen Diskussion der Seminarergebnisse. So ist im Verlauf der Veranstaltung geplant, die Erkenntnisse, Fragen, Probleme und Diskussionspunkte zu protokollieren und den anderen Teilnehmern in diesem Forum zur Verfügung zu stellen. Dies soll zu einer weiterführenden Auseinandersetzung anregen indem das Internet in seiner ursprünglichen Bedeutung – des Austausches von Wissenschaftlern und Forschern untereinander – als Kommunikations- und Arbeitsmedium Verwendung findet.

 

Inhaltliches:

Mit der Einführung in die Mathematische Musiktheorie soll der Versuch unternommen werden, die Grundlagen dieser in der deutschsprachigen Musikwissenschaft nur sehr mangelhaft repräsentierten Theorie zu vermitteln und zu diskutieren.
Hier herrscht Nachholbedarf, da diese Theorie bereits in der Musikinformatik und der anglophonen Computational Musicology eine unverzichtbare Grundlage darstellt.

Als Hauptlektüre dient hierbei das Buch Geometrie der Töne von Guerino Mazzola. In der Osnabrücker Veranstaltung werden einige ausgewählte Kapitel dieses Buches gemeinsam erarbeitet und diskutiert werden. Hierbei soll neben der Klärung der mathematischen Vorausetzungen und generellen Probleme die Grundstruktur und Terminologie des Buches erfasst, sowie eine „Übersetzung“ der beschriebenen Zusammenhänge in eine musikwissenschaftlich fassbare Sprache versucht werden.
Die Geometrie der Töne wurde deshalb ausgewählt, weil diese Veröffentlichung – neben einigen wenigen verstreuten Beiträgen – als einziges theoretisches Werk einen umfassenden und strukturierten Einblick in die Mathematische Musiktheorie ermöglicht.
Mit der geplanten englischen Ausgabe „The Topos of Music“ wird derzeit an einer erweiterten Fassung der „Geometrie der Töne“ gearbeitet; sie soll 1998 erscheinen.

 

Teilnehmerkreis:

Diese Einführung richtet sich sowohl an Musiker und Musikwissenschaftler, die Mathematik und/oder Informatik studieren, wie auch Mathematiker (Informatiker) mit musikalischen oder musikwissenschaftlichen Ambitionen.

Das Seminar ist Interessierten aller Semesterstufen offen.

 

Seminarablauf:

Die Veranstaltung ist kein primär virtuelles Seminar.
(Ein Internetanschluß ist keine zwingende Voraussetzung.)

An den einzelnen Veranstaltungsorten werden jeweils reale Sitzungen abgehalten, deren Termine den lokalen Internet-Seiten oder dem Vorlesungsverzeichnis zu entnehmen sind. Die Seminarsitzungen finden durch die virtuelle Anbindung der anderen Institute und intereesierten Einzelpersonen eine erweiterte Diskussionsplattform. Die hierfür eingens eingerichtete Newsgroup soll den Austausch der Teilnehmer über die lokale Veranstaltung hinaus ermöglichen und fördern.

Die virtuelle Vermittlung von Lehr- und Lerninhalten wird hierbei jedoch keinesfalls Gegenstand der Lehrveranstaltung sein, sie dient einzig dem Zwecke des themenbezogenen Arbeitens.

 

Hauptlektüre:

Mazzola, Guerino:
Geometrie der Töne. Elemente der Mathematischen Musiktheorie, Basel 1990, (Birkhäuser) ISBN 3-7643-2353-1
(Das Buch ist derzeit im Handel für DM 38.00 erhältlich.)

 

Ein- und weiterführende Beiträge:

Wille, Rudolf:
Mathematik und Musiktheorie, in: Musik und Zahl. Interdisziplinäre Beiträge zum Grenzbereich zwischen Musik und Mathematik, hg. v. Günter Schnitzler, Bonn-Bad Godesberg 1976, S. 233 – 264.

ders.:
Symmetrien in der Musik. Für ein Zusammenspiel von Musik und Mathematik, in: Neue Zeitschrift für Musik 143 (1982), Heft 12, S. 12 – 19.

ders.:
Musik und Mathematik, in: Salzburger Musikgespräch 1984 unter Vorsitz von Herbert von Karajan, hg. v. Heinz Götze und Rudolf Wille, Berlin 1985, S. 4 – 31.

Die Liste wird nach Bedarf aktualisiert.

 

Übersicht über die einzelnen Seminarsitzungen:

Diese Übersicht dient der „vorläufigen“ Semesterplanung. Die weitere Planung ergibt sich nach Bedarf; ebenso wird mit den Sitzungen der praktischen Computersimulation verfahren.
Eine rege Diskussion in der Vorbereitungsphase über die Newsgroup ist erwünscht.

 

Terminplan

5. 11.
1 Topographie der Musik
S. 1 – 11

12. 11.
2.1 Einführung
2.2 Physikalische Räume
S. 15 – 21

19. 11. / 26. 11.
2.3 Mathematische Räume
S. 21 – 31

3. 12.
10. 12.

17. 12.
2.4 Interpretative Räume
2.5 Summen von Merkmalsräumen
S. 31 – 41

7. 1.
4.1 Die Objekte der lokalen Theorie
4.1.1 Moduln
S. 63 – 72

14. 1.
4.1.2 Lokale Kompositionen
4.1.3 Lokale musikalische Materialkunde I
4.1.3.1 Skalen
4.1.3.2 Akkorde
4.1.3.3 Rhythmus
4.1.3.4 Motiv
S. 72 – 84

21. 1.
4.2 Lokale Theorie der Symmetrien
4.2.1 Symmetrien in der Musik
4.2.1.1 Lokal-globale Aspekte
4.2.1.2 Elementare Beispiele
S. 84 – 91

28. 1.
4.2.1.2 Elementare Beispiele (forts.)
S. 91 – 102

4. 2.

11. 2.
4.2.2 Morphismen zwischen lokalen Kompositionen Ausblick
S. 102 – 107

 

Formale Gestaltung der Seminarsitzungen:

Nachfolgend sei die Idee einer formalen Gestaltung der lokalen Seminarsitzungen kurz skizziert.

1. Vorbereitung mehrerer Seiten aus der „Geometrie der Töne“ durch einen/mehrere Teilnehmer oder eine Arbeitsgruppe

  • Strukturierte Präsentation in der nächsten Sitzung (ca. 10 – 15 Minuten):
  • Zusammenfassung und Herausarbeitung der wesentlichen Argumente
  • Klärung von Verständnisfragen
  • Darstellung der der mathematisch – musikalischen Probleme
  • Erarbeitung eines Fragenkataloges
  • Zusammenstellen von Diskussionspunkten

2. Diskussion der Präsentationsinhalte:

  • Klärung der Probleme
  • Beantwortung der Fragen
  • Weiterführung der Diskussionspunkte
  • Vertiefung der Theorie, Weiterführung der Gedanken

3. Diskussion der eingegangen Newsgroupbeiträge

4. Ausarbeitung der Sitzungsergebnisse in Form eines Kurzprotokolls:

  • Darstellung der Fragen, Probleme und Ergebnisse
  • Aufnahme in die Newsgroup

 

Protokolle der Seminarsitzungen:

[ Die Zusammenfassungen der Seminarsitzungen und die Diskussion innerhalb der Newsgruop, die hier in einer thematischen Abfolge dokumentiert sind, wurden hier ohne weitere redaktionelle Eingriffe in eine chronologische Folge gebracht. einblenden ]