Sommersemester 2000
Universität Rostock – Institut für Musikwissenschaft

Das untemperierte Klavier
Tonbeziehungen, Tonsysteme, Stimmungen und Temperaturen

Seminar
Beginn: 4. April 2000, Dienstags 15.00 – 17.00 Uhr, Raum 7

Zur Darstellung gelangen die historisch gewachsenen Tonbeziehungen, die Grundlage für unsere abendländischen Tonsysteme, ihre theoretischen und akustischen Grundlagen. Der Bogen spannt sich hierbei von den Stimmungen in der griechischen Musiktheorie bis hin zu den mikrotonalen Systemen. Neben der theoretischen Auseinandersetzung werden zahlreiche akustische Experimente zur Sonifizierung der unterschiedlichen Stimmungen durchgeführt.

 

Schwerpunkte der Veranstaltung:

  • Mathematische Grundlagen der Musik, musikalisches Rechnen, Geometrie der Töne
  • Unterschiedliche Darstellung der Tonbeziehungen: Saitenlängen und Frequenzältnisse
  • Obertonreihe – Untertonreihe, Koordinatensysteme von Tönen: Tonnetze – Eulerraum
  • Die Kommata
  • Entwicklung der verschiedenen Stimmungen :
    Quintstimmung (pythagoräische Stimmung) – Quint-Terzstimmung (reine Stimmung) und ihre Unterschiede
    Mitteltönige Stimmung – Wohltemperierte Stimmung – Gleichschwebend temperierte Stimmung
  • Historie der Mikrointervallik – Theorie und Kompositionen – Notation
  • Mikrointervallik und elektronische Klangerzeugung
  • Praktische Erzeugung von Tonsystemen und Mikrointervallen

 

Literatur:

Vogel, Martin: Die Lehre von den Tonbeziehungen, Bonn 1975

Schneider, Sigrun: Mikrotöne in der Musik des 20. Jahrhunderts, Bonn 1975

Lindley Mark : Stimmung und Temperatur, in: Hören, Messen und Rechnen in der frühen Neuzeit (= Geschichte der Musiktheorie Bd. 6, hg. v. Frieder Zaminer), Darmstadt 1987, S. 109-332.

 

Terminplan

04. 04. 2000
Eine Einführung in die unterschiedlichen Stimmungen am Beispiel von verschiedenen Musikbeispielen
Vorstellung des Semesterprogrammes
Vorstellung der technischen Hilsmittel (evtl. Kurzerklärung von MIDI)

11. 04. 2000
Von den Tonbeziehungen zu den Tonsystemen:
Intervalle und ihre Herleitung, das Monochord, Saitenlängen und Frequenzältnisse
musikalisches Rechnen
Exkurs zur Stimmtonhöhe

18. 04. 2000
Die Quint-Stimmung (pythagoräische Stimmung):
Herleitung, pythagoreisches Komma
diatonisches und pythagoräisch-chromatisches System (die unterschiedliche Lage der Wolfsquinte)
akustische Experimente

25. 04. 2000
Tonräume:
der Tonraum der Quint-Stimmung, »Geometrie der Töne«
die Obertonreihe, Aufstellung bis zum 32. Oberton, Eigenheiten der Intervallteilung
Sonifizierung von Intervallstrukturen der Obertonreihe

02. 05. 2000
Obertonreihe (forts.)
Die Quint-Terz-Stimmung (reine Stimmung):
Herleitung, syntonisches Komma
akustische Experimente

09. 05. 2000
Unterschiede zwischen der pythagoräischen und der reinen Stimmung:
Intervallstrukturen, Proportionen, Tonräume
weitere Kommata

16. 05. 2000
Einführung in die Centrechnung (kleines Einmaleins des Logarithmus):
weiterführende Betrachtung der Untershiede zwischen der pythagoräischen und reinen Stimmungen
Musikbeispiele in beiden Stimmungen

23. 05. 2000

30. 05. 2000
Die mitteltönige Stimmung (Temperatur):
Herleitung, vom Bruch zur irrationalen Zahl
akustische Experimente

06. 06. 2000
Eine vierzehntönige Stimmung:
Teilung der Ganztöne und Septimen
die unterschiedlichen mitteltönigen Temperaturen
historische Problematiken, Stimmpraxis

13. 06. 2000
Die wohltemperierte Stimmung:
historische Entwicklung, Voraussetzungen zur Entwicklung der Temperatur
die »Wohltemperierten Stimmungen« von Werckmeister, Kirnberger und Neidhardt

Von der wohltemperierten zur gleichstufigen Temperatur

20. 06. 2000
Exkurs zur Sphärenharmonie:
Von Keplers Himmelsmusik zur kosmischen Oktave der New Age Bewegung

27. 06. 2000
Mikrotöne:
Herleitung aus der Obertonreihe, kompositorische Verwendung
zu Kompositionen von Alois Haba und Ivan Wyschnegradsky sowie Charles Ives

04. 07. 2000
Mikrotonale Musik – ekmelische Musik:
Notationsprobleme, Fragen des Instrumentariums, der Spieltechnik, des Hörens
praktische Erzeugung von Viertel- und Achteltonmusik

11. 07. 2000
Zusammenfassung – Ausblick