Sommersemester 2000
Universität Rostock – Institut für Musikwissenschaft

Zwölftonmusik – Serielle Musik – Aleatorik

Seminar
Beginn: 12. April 2000, Mittwochs 15.00 – 17.00 Uhr, Raum 2

Mit der Entwicklung der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenönen wurde Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts eine Kompositionsweise entwickelt, welche die Komponisten und Musiktheoretiker bis heute nachhaltig beeinflußt hat. Die Veranstaltung will – ausgehend von den Theorien Arnold Schönbergs und Josef Matthias Hauers – diese Enwicklung der musikalischen Materialorganisation nachzeichnen, die 30 Jahre später mit der streng determinierten seriellen Musik und den unterschiedlichen Freiheitsgraden der Aleatorik in zwei denkbar unterschiedliche Geätze mündete.

Besondere Berücksichtigung finden hierbei die ersten dodekaphonen Werke Schönbergs (Klavierwerke op. 23 und op. 25), einige Aspekte zu ausgewählten Werken Weberns (Symphonie op. 21, Konzert op. 24, Klaviervariationen op. 27) sowie einige Schlüsselwerke der seriellen Musik (Structures Ia von Boulez, Klavierstücke I-IV von Stockhausen). Im Zusammenhang mit der (begrenzten) Aleatorik wird auf Stockhausens Klavierstück XI und Lutoslawskis Jeux venetienes eingegangen werden.

Im Vordergrund stehen neben der eigenen analytischen Arbeit die Auseinandersetzungen mit den Betrachtungen von Komponisten über Komponisten (u.a. Berg über Schönberg, Stockhausen über Webern, Ligeti über Boulez) und die Anleitungen zur Zwölftonkomposition von Herbert Eimert und Hanns Jelinek.

 

Literatur:

Artikel: Zwölfton- und Serielle Musik, Aleatorik aus dem Hörterbuch für Musikalische Terminologie sowie entsprechende Artikel aus MGG (alte und neue Ausgabe) und dem Riemann-Lexikon

Berg, Alban: Warum ist Schönbergs Musik so schwer verständlich?
Stein, Erwin: Neue Formprinzipien
beide in: Arnold Schönberg zum 50. Geburtstage (= Sonderhefte der Musikblätter des Anbruch, Wien 6. Jg. August-September-Heft 1924, S. 329-341 und S. 286-303

Schönberg, Arnold: Komposition mit zwölf Tönen, in: Stil und Gedanke, Leipzig 1989, S. 146-176 (Textübernahme aus Arnold Schönberg, Gesammelte Schriften 1, Stil und Gedanke. Aufsätze zur Musik, hg. v. Ivan Vojtech, Frankfurt M. 1976)

Eimert, Herbert: Lehrbuch der Zwölftontechnik, Wiesbaden (2)1952
Jelinek, Hanns: Anleitung zur Zwölftonkomposition, Wien 1952

Sichardt, Martina: Die Entstehung der Zwölftonmethode Arnold Schönbergs, Mainz 1990

Ko Eun-Mi: Das Klavierwerk Arnold Schönbergs. Von der frühen Atonalität zur Dodekaphonie, Karlsruhe 1998

Vogel, Martin: Schönberg und die Folgen (1. Teil: Schönberg), Bonn 1984

Hauer, Josef Matthias: Vom Wesen des Musikalischen, Berlin 1923
Szmolyan, Walter: Josef Matthias Hauer, Wien 1965
Lichtenfeld, Monika: Untersuchungen zur Theorie der Zwölftontechnik bei Josef Matthias Hauer, Regensburg 1964

Stockhausen, Karlheinz: Weberns Konzert für 9 Instrumente op. 24. Analyse des ersten Satzes, in: Texte Band I, S. 24-31

Ligeti, György: Pierre Boulez. Entscheidung und Automatik in der Structure Ia, in: die Reihe. Informationen über serielle Musik, Heft 4, 1958, S. 38-63

Lutoslawski, Witold: Über Rythmik und Tonhöhenorganisation in der Kompositionstechnik unter Anwendung begrenzter Zufallswirkung, in: Musik-Konzepte 71/72/73. Witold Lutoslawski, Juli 1991

 

Terminplan

12. 04. 2000
Einführung:
»Zwölftonmusik – Serielle Musik – Aleatorik« – Ein historischer Überblick
Vorstellung des Semesterprogramms
Vergabe von Themen, Besprechung von Literatur

19. 04. 2000
Die Vorboten der Zwölftonmusik
Alban Berg: Warum ist Schönbergs Musik so schwer verständlich?
Zur Terminologie der Atonalität

26. 04. 2000
Erste Annäherung an die Zwölftonmusik
Zur Person Arnold Schönberg
Schönberg: III. Streichquartett – Analyse und Interpretation (Eine Hörstunde)

03. 05. 2000
Grundlagen der Komposition mit nur zwölf aufeinander bezogenen Tönen
Zur Terminologie der Zwölftonmusik
Erwin Stein: Neue Formprinzipien
Schönberg: Komposition mit zwölf Tönen

10. 05. 2000
Lehrbücher zur Zwölftonkomposition (ein Vergleich)
Herbert Eimert: Komposition mit zwölf Tönen
Hanns Jelinek: Anleitung zur Zwölftonkomposition

17. 05. 2000
Schönbergs erste Zwölftonkompositionen
Analytische Betrachtungen zu Schönbergs Klaviermusik
op. 23/5 (Walzer), op. 25/1 (Präludium)
op. 25/4 (Menuett mit Trio)
[evtl. op. 26 (Bläserquintett)]

24. 05. 2000
forts. der analytischen Betrachtungen
Schönbergs »Gegenspieler«
Zur Person Josef Matthias Hauer
Hauers Streit mit Schönberg (Wiener Prioritätsstreit)

31. 05. 2000
Hauers Zwölftonkompositionen, seine Tropenlehre
Die Zwölftonspiele

07. 06. 2000
Die Weiterentwicklung der Zwölftonmusik am Beispiel Anton Weberns
Zur Person Anton Webern
Reihenanalysen, kompositorische Konzeption:
Analytische Betrachtungen zu Weberns Symphonie op. 21, Klaviervariationen op. 27
[evtl. Variationen op. 30]

14. 06. 2000
forts. der analytischen Betrachtungen
Von der Zwölftonmusik zur seriellen Musik
Webern: Konzert op. 24 – Analyse von K. Stockhausen

21. 06. 2000
forts. der analytischen Betrachtungen
Terminologie: Serielle Musik
O. Messiaen: Mode de valeurs et d‘intensites

28. 06. 2000
Von Messiaens Mode de valeurs zu P. Boulez‘ Structures
Zur Person Pierre Boulez
Boulez: Structures Ia – Analyse von G. Ligeti und die Stellungnahme von Boulez

05. 07. 2000
Stockhausen und die »Punktuelle Musik«: Stockhausens Texte über seine Kompositionen
Kontrapunkte und die Klavierstücke I-IV
Von der seriellen Musik zur Aleatorik
Stockhausens Klavierstück XI und seine (begrenzte) aleatorische Konzeption

12. 07. 2000
Zur Terminologie der Aleatorik
Lutoslawskis Formen der Aleatorik – (Streichquartett, Jeux venetiens)
Zusammenfassende Betrachtungen