Wintersemester 1998/1999
Universität Osnabrück

J.S. Bach „Die Kunst der Fuge“
Analyse und Interpretation mit elektronischen Mittel

Seminar
Beginn: 19. Oktober 1998, Montags 18 Uhr, Raum 309

Bachs „Kunst der Fuge“ ist ein von Legenden umranktes Spätwerk des großen Thomaskantors. Nach seiner Veröffentlichung in Bachs Todesjahr 1750 in Vergessenheit geraten, erlebte es zu Beginn dieses Jahrhunderts eine einzigartige Rezeptionsrenaissance in interpretatorischer und wissenschaftlicher Hinsicht.
Die Veranstaltung beleuchtet die Geschichte des Fugenzyklus und beschäftigt sich theoretisch wie praktisch mit den wissenschaftlichen und künstlerischen Auseinandersetzungen mit diesem Werk.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Die praktische (interpretatorische) Auseinandersetzung impliziert keine manuelle spieltechnische Auseinandersetzung mit dem Werk, dies soll allein den elektronischen Medien vorbehalten sein.

 

Teilnehmerkreis:

Das Seminar ist Interessierten aller Semesterstufen offen.

 

Seminarablauf:

Die Lehrveranstaltung gliedert sich in ineinandergreifende theoretische wie praktische Teile, die sich gegenseitig ergänzen sollen:

  • Einführung in das Werk
  • Entstehung, Kompositionsplan, Mythos des Unvollendeten
  • Auseinandersetzungen über die
    Reihung der Contrapuncte und die
    Spielbestimmung des Werkes
  • Bearbeitungen des Werkes
  • Rezeption des Werkes
  • Exkurs über „Switched-On-Bach“
  • Die „Kunst der Fuge“ auf dem Synthesizer
  • Analyse und Interpretation der „Kunst der Fuge“ mit der Performance-Workstation RUBATO
  • Erarbeitung analytischer Einsichten
  • Modellierung von Interpretationen
  • Erarbeitung von Bearbeitungen

Als Ziel sind – neben einer näheren Einsicht in die Geschichte und die Struktur des Werkes – mehrere phantasiereiche Interpretationen einzelner Contrapuncte mit eben jenen elektronischen Mitteln geplant.

 

Lektüre:

Es gibt zu Bachs „Kunst der Fuge“ eine Unmenge an verschiedenster Literatur. Nachstehend seien einige wenige Titel aufgeführt (die Auswahl ist bei weitem nicht repräsentativ und wird auch nicht ausschliesslich als Seminargrundlage herangezogen werden; sie dient vielmehr zur Darstellung der recht disperaten Auseinandersetzung mit dem Werk).

 

Einführende Lektüre:

Peter Schleuning: J.S. Bachs ‚Kunst der Fuge‘, dtv/Bärenreiter (1993)

 

Weiterführende Lektüre:

Für Hartgesottene:
Hugo Riemann: Handbuch der Fugenkomposition, 3. Teil: Analyse von J.S. Bachs „Kunst der Fuge“ (1894)

Für Schwärmer und Mathematiker:
Wolfgang Graeser: Bachs „Kunst der Fuge“, Bach-Jahrbuch 1924

Für Anthroposophen:
Erich Schwebsch: Joh. Seb. Bach und die Kunst der Fuge (1931)

Für Informationshungrige:
Walter Kolneder: Die Kunst der Fuge. Mythen des 20. Jahrhunderts, Teile I, II, III, IV und V (1977)

Für Ordnungsliebende:
Wolfgang Wiemer: Die wiederhergestellte Ordnung in J.S. Bachs ‚Kunst der Fuge‘ (1977)

Für Mystiker:
Erich Bergel: Johann Sebastian Bach. Die Kunst der Fuge. Ihre geistige Grundlage im Zeichen der thematischen Bipolarität (1980) und Bachs letzte Fuge (1985)