Wintersemester 2011/2012
Universität Hamburg
Vom Belcanto zum Rap
Aspekte zur Sprachvertonung im 19. und 20. Jahrhundert
Vorlesung (eine Veranstaltung der Arbeisstelle für wissenschaftliche Weiterbildung)
Freitags 10.15 – 11.45
Termine: 21. Oktober, 4. November, 2. Dezember, 16. Dezember 2011,
13. Januar, 20. Januar, 27. Januar, 3. Februar 2012
Zwischen dem schönen Gesang des Belcanto und dem Sprechgesang des Rap liegen fast zwei Jahrhunderte, in denen sich die Kunst des Singens und Sprechens aufgrund tiefgreifender kulturellen Wandlungen verändert hat. Gerade im 20. Jahrhundert wurde nicht zuletzt durch die Emanzipation des Geräusches eine vokale Artikulationsvielfalt ausgeprägt, die alle musikalische Stilrichtungen und Genres beeinflusste. Anhand einiger historischer und zeitgenössischer Beispiele werden in dieser Vortragsreihe einzelne Stationen dieser Entwicklung thematisiert.
Ausgehend vom Kunstlied und dem Wort-/Tonverhältnis in der Oper liegt der Fokus zunächst auf dem Singen ohne Text sowie der unartikulierten Lautäußerung des Schreis. Dem gegenüber steht die heute vergessene Gattung des Melodramas – eine Verbindung von Instrumentalmusik und gesprochener Sprache –, die in dem Sprechgesang zu Beginn des 20. Jahrhunderts mündete. Die künstlerische Bewegung des Dadaismus kreierte zu dieser Zeit eine völlig neue Form von Lautgedichten, in denen die inhaltliche Botschaft hinter einer Musikalisierung der Sprache zurücktrat. Hiermit eröffnete sich der Weg für vielfältige Experimente einer Wort-Ton-Beziehung, die bis zum Rap – einer Sprechgesangstechnik, die Lautmalerei und semantischer Botschaft zu verbinden weiß – reicht.