Sommersemester 2015
Universität Hamburg

Die zweite Wiener Schule
Kompositionen und ästhetische Konzepte

Vorlesung (eine Veranstaltung der Arbeisstelle für wissenschaftliche Weiterbildung)

Die Musik der Zweiten Wiener Schule führt heute, rund 100 Jahre nach ihrer Entstehung, immer noch zu Kontroversen. Die drei massgeblichen Komponisten, Schönberg, Berg und Webern, galten und gelten weiterhin als »Neutöner«, da sie wichtige Paradigmen der Musik in Frage stellten und zu erneuern versuchten. Dabei fühlten sie sich in ihrem kompositorischen Schaffen ganz der Tradition und gleichermaßen dem musikalischen Fortschritt verpflichtet. Mit ihren atonalen und später zwölftönigen Kompositionen verstanden sie sich als rechtmäßige Erben von Wagner und Brahms. So wurde Arnold Schönberg als »konservativer Revolutionär« und Alban Berg als »unverbesserlicher Romantiker« gesehen; einzig Anton Webern wies mit seinen schon fast abstrakt zu nennenden miniaturhaften Kompositionen weit in die Zukunft.

In der Vorlesung werden die traditionellen Verflechtungen und die kompositorischen Neuansätze betrachtet, die ästhetischen Ansprüche der drei Komponisten diskutiert und der schwierigen Rezeption dieser Musik nachgegangen. Ebenso wird ein Blick auf die komplizierten Lehrer-Schüler Verhältnisse und die recht unterschiedlichen Persönlichkeiten mit ihren ganz eigenen Lebensumständen geworfen. Die Auseinandersetzung mit dieser neuen Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts wird auch die kulturellen Umbrüche sowie im besonderem Maße die politischen Verwerfungen dieser Zeit berücksichtigen, die sich in vielen Werken manifestieren; dies gilt nicht zuletzt auch für die Auseinandersetzung mit der Kriegs- und Friedensthematik.

Literatur
Oliver Neighbour, Paul Griffiths, George Perle: Schönberg, Webern, Berg. Die Zweite Wiener Schule, Stuttgart 1992, Metzler.