Sommersemester 2019
Universität Hamburg

Das Klavierstück im 20. Jahrhundert.
Musik zwischen Kontemplation, kalkulierter Struktur und Ekstase

Vorlesung (eine Veranstaltung des Zentrum für Weiterbildung)

Mittwochs 16.15 – 17.45, Hörsaal ESA J
Termine: 3.4., 17.4.,
15.5., 22.5.,
5.6., 19.6., 26.6. und
3.07.
2019

Die Klaviermusik im 20. Jahrhundert überrascht mit einer Fülle von Klavierstücken. Was zuvor als Bagatelle, Intermezzo oder Impromptu neben den großen Klaviersonaten entstand, wird mit dieser neutralen Bezeichnung nun zu einer zentralen Kompositionsform. In ihr spiegeln sich die unterschiedlichen Kompositionsmethoden der letzten einhundert Jahre wider; sie reichen von einer Anknüpfung und Weiterführung traditioneller tonsprachlicher Elemente (Arnold Schönberg, Bela Bartok) bis hin Experimenten, die neue musikalische Strukturen ganz nüchterner Art (Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen) oder ungehemmte Expressivität (Wolfgang Rihm) erproben.

Neben diesen explizit benannten »Klavierstücken« existiert eine ganze Reihe von Werken, die durch kompositionstechnische oder poetische Titel (Bernd Alois Zimmermann, Olivier Messiaen, Morton Feldman) inhaltliche Aussagen zu vermitteln beabsichtigen, den Hörer mithin emotional anzuregen versuchen. Der Begriff »Klavierstück« bezeichnet hierbei keine musikalische Gattung, sondern steht für die Werkcharaktere unterschiedlicher individueller Ausprägung. Dem Instrument Klavier werden durch eine differenzierte, teilweise determinierte Spielweise höchst unterschiedliche Klangnuancen entlockt, die zwischen meditativer Abgeklärtheit und dynamisch-rhythmischen Exzessen angesiedelt ist. Allen diesen Kompositionen ist ein immenses Maß an Virtuosität zueigen, die für die Interpreten mehr eine Herausforderung darstellt.